Patron der Übersetzer

ist der heilige und Kirchenvater Hieronymus, Bibelübersetzer und angeblich einst Löwendoktor, dessen Gedenktag die Kirche heute feiert.

Das damals moderne Latein beherrschte er ebenso wie das klassische, die griechische Sprache ebenfalls, und Hebräisch konnte er zwar wohl weniger gut, aber immerhin überhaupt! Die Vulgata ist sein Werk sowie eine Reihe theologischer Abhandlungen. Daß er wohl auch seine kleinen Eitelkeiten hatte und sich mit Kritik an seiner Arbeit schwer tat, mag man ihm angesichts seiner großen Leistungen und seiner großen Liebe zu Mensch und Tier nachsehen.

Ein gutes Besitztum ist ein guter Geist; ein kostbares Besitztum endlich ein reiner Mensch. Umhege denn dieses Besitztum und umfriede es mit dem Walle der Gedanken, schirme es mit den Dornen ängstlicher Sorgfalt, daß nicht die unvernünftigen Leidenschaften des Fleisches darüber herfallen und es als Beute fortschleppen, daß nicht heftige Regungen darin eindringen, daß nicht des Weges Ziehende dessen Weinernte plündern! Behüte deinen inneren Menschen! Mißachte und verachte ihn nicht als etwas Geringwertiges! Denn er ist ein kostbares Besitztum. Mit Recht ein kostbares, weil seine Frucht nicht hinfällig und vergänglich ist, sondern ein dauerndes und ewiges Heil birgt. So bebaue denn dein Besitztum, um Fruchtfelder zu gewinnen!

Von den Pflichten der Kirchendiener, I.3.11

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Über Claudia Sperlich

Dichterin, Übersetzerin, Katholikin. Befürworterin der Vernunft, aber nicht in Überdosierung.
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7 Antworten zu Patron der Übersetzer

  1. Strabo schreibt:

    Nicht zu vergessen die berühmte Darstellung von Dürer: „Hieronymus im Gehäus“: http://www.hdbg.de/cohieron.jpg
    Zum Löwen vgl. Legenda Aurea:
    Einsmals saß Sanct Hieronymus des Abends mit den Brüdern, die heilige Schrift zu hören; da kam ein Löwe hinkend in das Kloster. Die anderen Brüder flohen, da sie ihn sahen, Hieronymus aber ging im entgegen als einem Gast. Der Löwe wies ihm den wunden Fuß, da rief Hieronymus den Brüdern und gebot ihnen, den Fuß zu waschen und mit Fleiß nach der Wunde zu suchen. Das taten sie und fanden, dass ihn hatte ein Dorn gestochen. Sie pflegten ihn mit Fleiß, und der Löwe ward so zahm und heimlich, dass er mit ihnen lebte gleich einem Haustier (Aus: Die Legenda Aurea des Jacobus de Voragine. Aus dem Lateinischen übersetzt von Richard Benz, Heidelberg 1984, S. 758f.).

  2. Claudia schreibt:

    Vielen Dank für Bild und Text! Das von mir eingestellte Gemälde ist ja auch von Dürer; zwei ganz verschiedene Interpretationen von ein und dem selben Künstler! Bei Hieronymus im Gehäus sieht der Löwe viel haustierlich-freundlicher aus.

  3. Fischer schreibt:

    Hey, danke für den Hinweis auf diesen Ehrentag. Meine persönliche Schutzheilige der Übersetzer ist allerdings die eingegangene Überweisung. Geht nichts drüber…

  4. Claudia schreibt:

    Soso, der Mammon 😉 – hält zwar nicht so lange wie Hieronymus, aber seine zeitweise Nützlichkeit ist nicht von der Hand zu weisen.

  5. Försterliesel schreibt:

    wie schön! bei jedem Herklicken Ungekanntes, danke!

  6. Fischer schreibt:

    Ich fürchte für das, was man als Übersetzer so verdient, ist Mammon noch nicht zuständig. Ich erinnere mich vage, bei den Katholiken gibt es doch so einen Schutzpatron der hoffnungslosen Fälle…

  7. Claudia schreibt:

    Recht hast Du. Ja, der heilige Judas Thaddäus – dargestellt mit einer Keule, da er durch eine solche das Martyrium erlitt, und erwähnt in dem Film The Untouchables. Steht auch mir tatsächlich näher als der Mammon.

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