Großstadtgewächse

Vorab: Ich liebe Berlin und möchte auf Dauer in keiner anderen Stadt wohnen.
Aber dennoch – es gibt keinen Zweifel daran, daß Berlin dreckig und laut ist und wie alle Großstädte zutiefst lebensfeindlich, ganz gleich, wie hochtrabend die Berliner von ihrer „grünen Stadt“ reden. Umso mehr rührt und freut es mich, wie hartnäckig die Natur sich durchschlägt.

Wilde Sumpfkresse
Wilde Sumpfkresse 1
Wilde Sumpfkresse 3
Wilde Sumpfkresse 2

Der an dieser Stelle völlig sinnlose Stacheldraht wurde – auf Floras Wink? – von einem weggeworfenen Fetzen umwickelt.
Fetzen an Stacheldraht

Feuerdorn, grüne und schwarze Hagebutten
Feuerdorn und grüne Hagebutten
Schwarze Hagebutten

Goldrute an stillgelegter Straße
Goldrute 1
Goldrute vor Reklametafeln

Hasenklee
Hasenklee

Rainfarn
Rainfarn 2

Margerite
Margerite

Georg Trakl
An die Verstummten

O, der Wahnsinn der großen Stadt, da am Abend
An schwarzer Mauer verkrüppelte Bäume starren,
Aus silberner Maske der Geist des Bösen schaut;
Licht mit magnetischer Geißel die steinerne Nacht verdrängt.
O, das versunkene Läuten der Abendglocken.

Hure, die in eisigen Schauern ein totes Kindlein gebärt.
Rasend peitscht Gottes Zorn die Stirne des Besessenen,
Purpurne Seuche, Hunger, der grüne Augen zerbricht.
O, das gräßliche Lachen des Golds.

Aber stille blutet in dunkler Höhle stummere Menschheit,
Fügt aus harten Metallen das erlösende Haupt.

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Über Claudia Sperlich

Dichterin, Übersetzerin, Katholikin. Befürworterin der Vernunft, aber nicht in Überdosierung.
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Eine Antwort zu Großstadtgewächse

  1. Foersterliesel schreibt:

    schöne Bilder, ich beneide Dich ein wenig darum, daß Du Dich in der Stadt so wohl fühlen kannst (und bewundere die Latinität! )

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