Ein Korb voll Lyrik

Kürzlich stieß ich eher zufällig auf das Werk von Cécile Sauvage, die auf deutschsprachigen Seiten nur als Mutter von Olivier Messiaen in Erscheinung tritt und doch eine höchst bemerkenswerte Dichterin war. Ich konnte nicht widerstehen und übertrug eines ihrer Gedichte.

La corbeille

Choisis-moi, dans les joncs tressés de ta corbeille,
Une poire d’automne ayant un goût d’abeille,
Et dont le flanc doré, creusé jusqu’à moitié,
Offre une voûte blanche et d’un grain régulier.
Choisis-moi le raisin qu’une poussière voile
Et qui semble un insecte enroulé dans sa toile.
Garde-toi d’oublier le cassis desséché,
La pêche qui balance un velours ébréché
Et cette prune bleue allongeant sous l’ombrage
Son oeil d’âne troublé par la brume de l’âge.
Jette, si tu m’en crois, ces ramures de buis
Et ces feuilles de chou, mais laisse sur tes fruits
S’entre-croiser la mauve et les pieds d’alouette
Qu’un liseron retient dans son fil de clochettes.

zu Deutsch:

Der Korb

Wähle mir aus dem Binsengeflecht deines Korbes
eine bienensüße herbstliche Birne,
deren goldene mitten durchtrennte Flanke
ebene Körner zeigt in weißer Wölbung.
Wähle mir auch die staubverhüllte Weinbeere,
die dem Insekt gleicht, in sein Gespinst gewickelt.
Trockne schwarze Johannisbeere vergiß nicht,
auch nicht den fadenscheinigen Samt des Pfirsichs
und die blaue Pflaume, vom Altersnebel
verstörtes Eselsauge, das blitzt im Schatten.
Meinethalben wirf fort diese Buchsbaumzweige
und diese Kohlblätter, aber mit deinen Früchten
laß sich Malve und Rittersporn verflechten,
die einer Ackerwinde Glockenstrang festhält.

© der Übersetzung: Claudia Sperlich

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Über Claudia Sperlich

Dichterin, Übersetzerin, Katholikin. Befürworterin der Vernunft, aber nicht in Überdosierung.
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