Die achte Tür

Gustav Schüler
Herr, mein Gott, verlaß mich nicht

Da die Tage so voll Not,
Herr, mein Gott, sei du mein Licht –
Da die Tage so voll Tod,
Herr, mein Gott, verlaß mich nicht!

Da der Nordsturm reißt und stößt,
Daß mein Hüttlein wankt und bricht,
Herr, der allen Jammer löst,
Herr, mein Gott, verlaß mich nicht!

Weil ich nicht mehr weiter kann,
Weil ich ohne Weg und Licht,
Nimm dich meiner Schwachheit an –
Herr, mein Gott, verlaß mich nicht!

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Über Claudia Sperlich

Dichterin, Übersetzerin, Katholikin. Befürworterin der Vernunft, aber nicht in Überdosierung.
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3 Antworten zu Die achte Tür

  1. Hase schreibt:

    Danke für dieses schöne Gedicht
    es erinnert mich an ein Gebet , das meine Mutter sprach in ihren schwächsten Stunden…..

  2. liisa schreibt:

    Ganz wunderbar, dieses Gedicht. Ich kannte es bisher auch nicht, habe es mir aber gleich notiert für Zeiten, wenn der Nordwind mal wieder an meinem Hüttlein rüttelt.

  3. Lebensmelodie schreibt:

    Literarisch sollte man den Text nicht auf die Goldwaage legen – schließlich sprechen sowohl Intention als auch emotionale Darbietung für sich. Die unerschütterliche Rührung des lyrischen Ich lässt sich erkennen. Inwiefern diese Botschaft – respektive des tief tragischen Bildes – transportiert wird, liegt wohl im individuellen Erachten des Rezipienten.

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