Die Beschneidungsdebatte wird immer wilder und unsachlicher geführt – und leider sind die meisten Äußerungen entschiedener Beschneidungsgegner von wenig Kenntnis erhellt. Antisemitische, islamophobe und allgemein religionsfeindliche Unsachlichkeiten sind an der Tagesordnung.
Eine wohltuend sachliche Seite ist Jews against Circumcision. Hier wird auf der Grundlage eines frohen Glaubens an den befreienden Gott der Väter nicht nur aus biblischer Sicht gegen die Beschneidung argumentiert und dargelegt, daß das Judentum nicht darauf angewiesen ist. Es wird auch ein schöner, feierlicher und frommer unblutiger Initiationsritus vorgestellt.
Ich bin nach wie vor der Ansicht, daß die richterliche Entscheidung in Köln falsch ist. Dabei folge ich wesentlich Josef Bordats Erklärungen und Begründungen. Die Gerichte eines Landes, in dem die überwältigende Mehrheit über Islam und Judentum kaum mehr weiß, als daß es monotheistische Religionen sind, haben über etwas, wovon sie nachweislich nichts verstehen, nicht zu urteilen. (Vielleicht stünde hier etwas anderes, hätten die Kölner Richter nicht so unbeleckt von jeder Ahnung, worum es eigentlich geht, entschieden.)
Ich halte die Meinungsfreiheit und die dazugehörige Glaubensfreiheit für so gewichtige Rechtsgüter, daß sie bei einer Güterabwägung gewinnen müssen. Zugleich aber habe ich Sympathie für die Jews against Circumcision. Initiativen wie diese haben mehr mit Meinungsbildung, Demokratie und Gerechtigkeit zu tun als das Kölner Urteil.