Ein friedlicher Marsch und eine erfolglose Blockade

Beim Marsch für das Leben (über den auch Josef Bordat berichtet) durfte ich diesmal als Ordnerin mitwirken. Das war weniger schwierig als befürchtet, aber volle Konzentration brauchte es schon.
Die Lebensschützer waren sehr friedlich, die Polizei arbeitete sehr gut, es gab, so weit ich gesehen habe, keine Gewalt (außer einigen Festnahmen von umstehenden Krakeelern, aber das war ja vorauszusehen).
Ganz zu Anfang traten zwei junge Mädchen auf mich zu und fragten, übrigens wirklich freundlich, warum wir denn selbst „Zellhaufen“ schützenswert finden, die seien doch „noch keine Menschen“. Ich erklärte ihnen, daß das Wort Zellhaufen ein sprachliches Konstrukt ist, um vorzutäuschen, daß es sich um eine unstrukturierte Masse von irgendetwas handelt, und daß man als erwachsener Mensch sehr viel eher einem „Haufen“ gleicht denn im frühen Stadium als vollkommen regelmäßige, klar strukturierte Morula. Auch daß eine befruchtete Eizelle eine vollständige DNA hat, brachte ich als Argument. Die beiden nahmen meine Äußerung sehr freundlich auf und verabschiedeten sich höflich. Geht doch!

Die Krakeeler waren diesmal gut organisiert und hartnäckig, es gab mehrmals Sitzblockaden, die den Marsch stark verzögerten. Nur sind eben Lebensschützer besser organisiert und hartnäckiger. Der Marsch für das Leben ging trotz Unterbrechungen weiter.
Die uns entgegengebrüllten Slogans waren die altgewohnten, das Wegreißen von Kreuzen auch nicht neu. Die Krönung aller Ausreden war „Einer von denen ist ausgestiegen und hat mir das Kreuz geschenkt“ – nun ja, die Frau, der das Kreuz weggerissen worden war, traf ich Minuten später und konnte es ihr wiedergeben.
Sehr erfreulich war die große Anzahl an Priesterkragen.
Eine Gruppe junger Polen sang, als wir längere Zeit stillstehen mußten, mehrstimmig und sehr gut, dirigiert von einem Geistlichen.
Nur einmal waren sehr nachdrückliche Worte nötig, um einen Lebensschützer von falschem Heldenmut abzuhalten. Hier noch einmal sehr deutlich: Der Bundesverband für Lebensrecht wendet sich ausdrücklich gegen prahlerische Alleingänge in die Menge der Krakeeler. Bitte versucht nicht – und schon mal überhaupt nicht mit Kindern -, mit frommem Eifer in eine johlende Menge von Abtreibungsbefürwortern zu gehen. Es bringt nichts, und ich bin froh, daß es gelang, den Mann davon abzuhalten.
Irgendwann stimmte ich in der Nähe mehrerer Geistlicher die Pfingstsequenz an, und sie sangen spontan mit. „Großer Gott, wir loben Dich“ war mehrmals zu hören.
Ich traf mehrere Freunde und Bekannte. Zwei extra aus Tirol angereiste Gäste, die gerade bei mir übernachten, waren auch dabei.

Schön war es, trotz der Störer.

Marsch für das Leben 2015Marsch für das Leben 2015
Marsch für das Leben 2015
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Über Claudia Sperlich

Dichterin, Übersetzerin, Katholikin. Befürworterin der Vernunft, aber nicht in Überdosierung.
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5 Antworten zu Ein friedlicher Marsch und eine erfolglose Blockade

  1. Beatrix Schäfer schreibt:

    Ich habe mich gefreut, dich kurz zu treffen. 7000 absolut friedliche und gelassene Teilnehmer und endlich größere Resonanz bei unseren Bischöfen sind ein so gutes Zeichen. Die Stimmung auf der Straße war gut, auch und v.a.während des unfreiwilligen zweistündigen Staus. Danke für deinen wertvollen Dienst. Liebe Grüße ins Erzbistum. (Ich bin schon ein bisschen stolz, dass wir Euch „unseren“ Bischof abgegeben haben) Bea Thérèse (Leipzig)

  2. akinom schreibt:

    Glückwunsch auch von mir und Dank für Ihren Einsatz, Frau Sperlich!

    Endlich sind die Zeiten der Harmoniesucht vorbei! Fast ein halbes Jahrhundert war auch ich dieser Sucht verfallen. „Artig“ und „brav“ waren Erziehungsideale gewesen. Darüber hinaus hatte sich nicht nur die Kirchenpresse allzu lange gescheut, heiße Eisen anzufassen im Irrglauben, dies sei kontraproduktiv. „Gefährlich ist’s den Leu zu wecken!“ meinte man. Doch dieser Leu schläft eben nicht, sondern nutzt jede Chance, sein Jagdgebiet auszudehnen.

    Erstaunt musste er nun aber feststellen, dass die einst harmoniesüchtigen Schläfer hellwachgeworden sind und er nun selber zum Gejagten geworden ist.. Nun gilt es tapfer am Ball zu beleiben in der Überzeugung „Steter Tropfen…“ Dieses Anliegen begleite ich im Gebet und mit dem einen oder anderen Leserbrief.

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